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Küblingen, ein Dorf nahe an der Stadt Scheppenstedt ist so gelegen, so, daß einige Häuser desselben eine Straße der Stadt zu sein scheinen. Die
Brüder Balduin von Dahlen verkauften 1260 dem Kloster Marienberg vor Helmstedt fünf Hufen Landes mit der Vogtei in Küblingen für 30 Mark
reinen Silbers und 1247 verehrten die Brüder Lippold und Heinrich von Werl diesem Kloster eine Hufe daselbst....
....daß dem Kloster Marienberg Gerechtsame davon zugestanden, davon wird nichts erwähnt, doch die Domina und
der Convent des Klosters ertheilten 1618 ihren Consens in die Erwerbung weil unter dem Lande 6 Hufen und ein “Holzfluck, Lah genannt, begriffen wären, welche von ihm zu Erdenzins rührten”. 1630 stellte die Priorin... einen
“Meierbrief” dahin aus, daß sie dem Capitain = Lieutnant Christoph v. d. Streithorst, Erbgesessen auf Küblingen ihren freien eigenthümlichen Hof mit 4 großen Hufen Landes... Das Gut ward in die Rittermatrikel aufgenommen. Zu
dem Besitztum des Klosters kam 1330 noch die Kapelle und die Kirche in Küblingen, welche in diesem Jahre Herzog Otto demselben verehrte.
Der seit 1929 zu Schöppenstedt gehörende Ortsteil Küblingen ( Kubbelingk / Cugelinge ) kann auf eine 1042 jährige Geschichte zurückblicken. In der Kaiserurkunde aus dem Jahre 966 (jetzt im Staatsarchiv Magdeburg) werden
die Orte an der Heerstraße Werla-Magdeburg erstmalig genannt. Aus der Urkunde geht hervor, dass Küblingen zur Zeit der sächsischen Kaiser und wohl schon früher eine Zwischenstation auf dem wichtigen West-Ost-Weg von Aachen
nach Magdeburg gewesen ist. Die Königsstraße Werla - Schöningen - Magdeburg führte hier vorbei. Dieser “Dietweg” vermied die feuchten Täler und Bodensenken und berührte nur selten Ortschaften. Da Hinweise auf den Dietweg auf
alten Flurkarten häufig auftauchen, lässt er sich von Werla bis Seehausen rekonstruieren. So begrenzt ein “Dey-Weg” die Schliestedter Flur im Süden, südlich von Berklingen. Auf dem Theil-Wege und Am Thie, bei Watzum, heißt eine Flur “Am Hohen Wege”.
Kaiser Otto hat den Weg Werla - Magdeburg oft benutzt. Bei Hildesheim und bei Haldensleben heißt er noch
„Hellweg". Zwischen Werla, der alten Kaiserpfalz und Magdeburg, dem Erzbistum und Tor zum Osten, waren die
großen Zwischenstationen Schöningen und Seehausen, jede eine Tagesreise von 25 bis 30 Kilometern voneinander entfernt. Dazwischen lagen die Königshöfe Biewende, Denkte, Semmenstedt, Uehrde, Küblingen, Barnstorf, Dreileben, Rodensleben, Dodeleben, Ottersleben und Diesdorf. Die
Kaiserurkunde von 966 ist in lateinischer Sprache geschrieben und von Otto l. signiert. Otto weilte vor seinem dritten Italienfeldzug, zu dem ihn der von den Römern in einem Aufstand abgesetzte Papst Johannes XIII. aufrief, in
Quedlinburg. Seine Politik, die erfolgreich nach Süden gerichtet war, wird heute unterschiedlich beurteilt. Doch ist es beim Blick nach rückwärts leicht, Zensuren zu verteilen. Im Jahre 966 Jahre bezeugt Otto I. einem Grafen Monaco folgende Orte verliehen zu haben: Cugelinge, Veltheim, Hessenheim. 1260 verkaufen Balduin v. Dalen Sen. und Jun dem Kloster Marienberg/Helmstedt die Vogtei in Küblingen für 320 Mark feinen Silbers. Zum Besitztum des Klosters kamen 1330 noch die Kapelle und die
Kirche in Küblingen. Das Kloster gab dieses Land auf Erbzins aus. Philipps, Amtmann des Stiftes St. Blasii, brachte den Hof 1614 unter Missbilligung von Herzog
Friedrich Ulrich an sich - eine Aktion, die rückgängig gemacht wurde. 1630 genehmigt der Convent des Klosters die Überlassung an den Capitain-Lieutenant Christoph
v.d. Streithorst in Erbzins, zusammen mit einem “Holzfluck, Lah genannt”. Das Gut wurde in die Rittermatrikel aufgenommen. Vermöge des Paronatrechtes erteilte das Kloster am 10. Mai 1684 dem “Erbherren auf Küblingen, Franz Christoph Ernst v. Streithorst, die Erlaubniß, ein Erdbegräbniß unter dem Thurme der Kirche, für sich und
seine Nachkommen in absteigender Linie anzulegen” (dort sind seitdem 26 Särge zusammengekommen). Stark verkürzt nach Carl Berge "Geschichte der Städte Seesen und Scheppenstedt" Wolfenbüttel, 1846.
Rittergut Küblingen Heinrich Bernhard Schrader (1706-1773) kaufte im Auftrage Carls I. von
den Streithorstschen Erben das Dorf Schliestedt samt Burg. Als herzoglicher Hofrat nahm er mit kaiserlicher Erlaubnis den Namen der 1613 ausgestorbenen Familie von Schliestedt an und erwarb 1749
auch Küblingen. Auf Gut Küblingen errichtete er eine Zeugfabrik und in Schliestedt an der Schloss-straße das langgestreckte “große Fabriquenhaus”, wo die Zucht von Seidenraupen und Leineweberei an 250 Webstühlen betrieben wurde.
Winter muss es werden...damit wir einen Blick auf das Rittergut in Küblingen genießen können. Das Anwesen
aus dem 13. Jahrhundert hat eine geschichtsträchtige Lage direkt an der alten Salzstraße. Die ersten urkundlich nachgewiesenen Besitzer waren die Familie derer von Streithorst, die dieses Gut zusammen mit
dem um Schloss Schliestedt (jetzt Altersheim) bewirtschafteten. Das Gut befindet sich im Besitz der Familie Berge-Hähnel, Ritter von Cronental. Im Innenhof sind eindrucksvolle Nebengebäude zu sehen.
 Marienkirche
Das nahe Schöppenstedt gelegene Dorf Küblingen hat eine merkwürdig gebaute Kirche. Diese besteht
nämlich aus zwei Flügeln, die im rechten Winkel zusammenstoßen; in diesem Winkel steht der Altar, und darüber befindet sich die Kanzel. Da nun die Männer in dem einen, die Frauen aber in dem
anderen Flügel sitzen, so können beide wohl den Prediger, nicht aber sich gegenseitig sehen. Im Mittelalter pilgerten viele Leute nach Küblingen, weil sie meinten, ein an der dortigen Kirche
befindliches Steinbild der Jungfrau Maria könne Wunder tun und Kranke gesund machen.- Friedrich Bosses Kleine braunschweigische Landeskunde, 1907
Die Marienkirche ist in doppelter Winkelform gebaut. Urkundlich werden ihre Teile, Kirche und Kapelle, bereits 1328
erwähnt. Sie war im späteren Mittelalter eine berühmte Wallfahrtsstätte, die wegen eines der Legende nach im Jahre 1291 dorthin gebrachten wundertätigen Marienbildes viel aufgesucht wurde. Den Nonnen des
Stammklosters Marienberg war dies eine willkommene Einnahmequelle; man hielt
einen Jahrmarkt ab! Pilger zogen, oft mit schweren Bußketten beladen, herbei, um ihre Last zu Füßen der Wundertätigen niederzulegen. Um die
Wallfahrtskirche auch nach außen hin als solche zu kennzeichnen, hat man noch vor 1334 - zu dieser Zeit waren Kirche und Kapelle schon verbunden -
die Außennische geschaffen und in sie eine steinerne Muttergottesfigur (M) gestellt, die heute noch einen Abglanz von der kirchlich-kultischen Bedeutung Küblingens im späteren Mittelalter ausstrahlt. Im Turm unten das erwähnte Erbbegräbnis derer von Streithorst, der Patronatsherren auf Gut Küblingen.
Das flachgedeckte Schiff (jetzt Totenkapelle; A) ist der älteste Teil der Kirche. Östlich schließt sich, seit 1720 abgetrennt und mit eigenem Südportal, ein gothisch
gewölbtes Chorquadrat an (B); ein Mauerstein zeigt das Jahr 1479. Das durchgehende Stabgewände des Portals passt zu diesem Datum, während die Kapitelle mit ihrem aufgelegten Blattwerk auf das frühe 14. Jahrhundert
hinweisen. Auf den Chor folgt nördlich ein rechteckiges Joch mit gratigem Gewölbe (D), auf dieses, nach Osten gewandt, die zweijochige rippengewölbte Kapelle zur Verehrung des Gnadenbildes (C). Dies ist offenbar die
urkundlich genannte ´Clus.´. Im Winkel zwischen Kirchenschiff und nördlicher Erweiterung liegt die
gratig gewölbte Sakristei (S), in deren Südwand gibt es innen eine auffällige, spitzbogige Nische. Beim Anklicken der Luftaufnahme gibt es eine Ballonfahrt “Rund um Marien”. Für viele Hinweise und den Grundriss
sei an dieser Stelle Jürgen Mewes herzlich gedankt! JMewes
Innenausstattung: Auf dem Tisch des barocken Kanzelaltars im Régencestil (zurückhaltende Barockisierung um 1720), der diagonal im nordwestlichen Winkel der
Kapelle aufgestellt ist, um für beide Teile der damals eingerichteten „Winkelkirche" sichtbar zu sein, steht ein bronzenes romanisches Vortragekreuz aus der Zeit um
1100. Dies in Bronze gegossene Küblinger Kruzifix gehört zu den ältesten bildlichen Darstellungen des Gekreuzigten im Braunschweiger Lande (s.u.); ein verwandtes Stück aus Räbke am Elm befindet sich im Wolfenbütteler Museum.
An der Nordwand der Kirche(A) hängt das alte Triumphkreuz, ein ausdrucksvolles spätgotisches, in Eichenholz geschnitztes Werk des „weichen Stils" um 1430. In
diesem Werk wird, der spätmittelalterlichen Auffassung entsprechend, Christus als der leidende Mensch wiedergegeben, während das hohe Mittelalter der romanischen
Zeit Christus am Kreuz lebend darstellt, ruhig, ohne Spuren des Leidens, mit geöffneten Augen, wie am erwähnten Vortragekreuz.
Weiter ist ein silbervergoldeter Abendmahlskelch aus dem Barock vorhanden, der zeigt, wie diese schöpferisch reiche Zeit Formen in ihrem Sinne abwandeln und
umschaffen konnte. Die ´Cuppa´ ist von einer getriebenen Manschette eingefasst, von der uns dralle Engelsköpfe entgegenblicken; der gegossene ´Nodus´ (Knoten) zeigt
knorpliges Maskenwerk mit reizvollen weiblichen Fabelwesen, am Fuß erscheinen wiederum getriebene Engelsköpfe zwischen Fruchtgehängen. Es handelt sich um eine
Arbeit des Danziger Goldschmiedes Ernst Kadau I (gestorben 1679) Ihr Stifter war der Patronatsherr Obristleutnant Friedrich Ulrich von der Streithorst nebst Gattin.
Besonders schön ist auch die Oblatendose, eine ovale silbergetriebene Schachtel mit charakteristischen Barock-Tulpen, gearbeitet von einem bisher
unbestimmten Augsburger Meister H B in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Aus der Rokokozeit, der Mitte des 18. Jahrhunderts, stammt der Epitaph (Gedenktafel) des
Kriegs- und Domänenrats Johann Christ von Lohse (gest. 1745) an der Südwand der „Kapelle". Dies Werk besticht durch die Feinheit des Materials (weißer Alabaster für
das Figürliche, blaugrauer Marmor für den Rest) und durch die kapriziöse Form. Der architektonische Aufbau ist weitgehend unklar: die Symmetrie erscheint
ausgeschaltet, die gerade Linie nahezu völlig aufgegeben. Doch wirkt das Ganze bei aller Verteilung der figürlichen Akzente als künstlerische Einheit. Der geflügelte,
bärtige Gott nimmt in eleganter Bewegung von der Schrifttafel den Vorhang fort, damit der Nachwelt die Trauer um den Verstorbenen erkenne. Auf dem
sarkophagähnlichen Unterteil lagert rechts eine trauernde Mutter mit zwei Kindern, im Aufsatz eine klagend zum Himmel aufblickende weibliche Gestalt, neben ihr eine
rauchende Aschenurne. Dies Epitaph, eined ser reizvollsten Rokokowerken in Norddeutschland, ist eine Arbeit des braunschweigischen Hofbildhauers Johann Heinrich Oden. Nach Wolfgang Scheffler unter Verwendung von
1) Augusteische Handschriften bd. 4 Nr. 2934/11: Revelatio b. Marie virginus in villa Cubbeling anno 1291.
2) Wegschneider: Von denen in der Kirche zu Kubbeling befindlichen Ketten. Gelehrte Beiträge zu den Braunschweigischen Anzeigen 1777/18-19.
 Am Springbrunnen. Nun ist sie wieder zu Ehren
gekommen, die alte Küblinger Wasserspenderin, die weiches Wasser zutage förderte. Von ihr tranken viele Einwohner das gesunde Nass des einstigen “Spring”. Im neuen aus Elmstein
aufgemauerten Halbrund gibt sie der Straßen- bezeichnung “Am Springbrunnen” endlich wieder den rechten Sinn. Leider fehlt die Schwester, eine zweite Pumpe, die nur drei Meter weiter entfernt stand und hartes (!) Wasser spendete.
Von der ehemalig selbständigen Gemeinde Küblingen wurde das Spring bis 1854 verpachtet. Von Neujahr 1855 an wurde es einem Erblindeten namens Isensee als Erwerbszweig
unentgeltlich überlassen. Am 3.3.1894 erhielt der Arbeiter Christian Schäfer II das Spring unter der Bedingung, dem Herrn Isensee wöchentlich 6,50 Mark zu zahlen. Am 20.3.1894
lehnte Schäfer dieses ab, dafür übernahm der Arbeiter August Winter das Spring auf drei Jahre zu jährlich 360 Mark. Am 27.6.1894 wurden Winter schon jährlich 60 Mark Pacht erlassen
und 1896 gestattet, eine Pumpe aufzustellen. Am 12.7.1901 wurde seitens der Gemeinde eine eiserne Pumpe
nachgerüstet. Im Sommer 1904 und 1911 gab es eine so große Dürre, dass das Spring austrocknete. Der alte Schmedt, der für fünf Mark Miete im Armenhause wohnte, nicht lesen und
schreiben konnte, aber fleißig war, hatte damals den Brunnen von der Gemeinde gepachtet. Er hatte sich Wagen und Fass angeschafft, dazu einen kleinen Hund. Beide stemmten sich
ins Zugseil, zogen in den Ort, und verkauften den Eimer für fünf Pfennig. Der Nachfolger, Dachdecker Herbst, übernahm Wagen und Fass, jedoch unterhielt er zwei kräftige Hunde, die
er vorspannte und ging selbst mit einem großen Stock in der Hand nebenher. Sein Geschäft ging nicht so gut, so dass er sich wieder dem Dachdecken zuwandte. Danach kam Otto Becker.
Er spannte ein kleines Pferd vor den Wagen und setzte sich selbst oben auf das Fass mit einer Peitsche in der Hand. Bei ihm ging es flott, bis nach Watzum brachte er den Frauen das Wasser
ins Haus. Doch auch der Letzte der das Geschäft so betrieb, mußte bald aufgeben. - Der nunmehr an dieser Stelle in Stein gehauene Spruch, den die Verwaltung der Stadt
über eine Bürgerbefragung festlegte, hat den plattdeutschen Text: „Düsse öle Pumpenstelle wieset op da Wunnerquelle, da tau da Lüe Law allenich weiket Water gaw." (Diese alte Pumpenstelle weist hin auf die
Wunderquelle, die zu der Leute Wohl, allein weiches Wasser gab). Die an dieser Stelle 1933 vor der Kirche unter Pastor Kappe gepflanzte Linde ist die sogenannte Lutherlinde, heute ein Naturdenkmal. nach: Ekkehard Thon
Die Altenau, “welche einst so große Tage gesehen, um welche so viel Streit gewesen, ist wieder zum kleinen Wiesenbächlein geworden; winzige
Stichlinge, etliche Krebse, Forellen und einige ausgesetzte Karpfen fristen darin ihr Dasein.. Das Bette versandete und verschlämmte, Geröll des Elmes
füllte es teils aus und es wurde flacher und wasserärmer und diente dann jahrhunderte lang den Küblingern als Dorfstraße*). Ächzend und stöhnend
knarrten die Wagen im holprigen Flußbett entlang und brummend und fluchend schritt mancher Dorfewohner besonders abends zum Nachbar oder zum
Dorfkruge. Dieser Weg war zeitweise völlig ungangbar und unfahrbar, dann mußten die Anwohner der Südseite nach der
Braunschweig-Schöninger-Heerstraße und die der Nordseite den Weg vor der Plantage benutzen; alle Gehöfte hatten daher nach diesen Straßen eine
Ausfahrt. Die jetzige Landstraße nach Groß Dahlum ist erst im Jahre 1815 angelegt, der Weg führte ehemals durch Schliestedt”.
*) daran erinnern heute noch die “Pferdeschwemme” (Einmündung “Am Mühlenbach/Uferstraße”) und eine weitere Furt in der Verlängerung der Uferstraße. Ausflugsziele: Burgtal, Watzumer Häuschen
; Zu den Quellen,


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